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Anders als Andere.

Illustration: Greenpeace Schweiz, zVg

Mit einer Mystery-Shopping-Aktion hat Greenpeace Schweiz 19 Schweizer Banken, darunter auch die Alternative Bank Schweiz (ABS), bezüglich der Beratungsqualität für klimaverträgliche Anlageprodukte getestet. Im Anschluss liess Greenpeace untersuchen, ob die als klimaverträglich empfohlenen Produkte halten, was sie versprechen. Im Abschlussbericht attestiert die Umweltorganisation den getesteten Banken mehrheitlich Greenwashing in Bezug auf klimaverträgliche Anlagen. Die ABS nimmt im Folgenden Stellung zu den Ergebnissen des Berichts -insbesondere in Bezug auf den ABS-eigenen Anlagefonds.

33 Aktivistinnen und -Aktivisten von Greenpeace Schweiz (im Folgenden: Greenpeace) liessen sich im Frühjahr 2021 bei 19 verschiedenen Banken zu klimafreundlichen Anlageprodukten beraten. Das Ziel dieser Mystery-Shopping-Aktion sei gewesen, «erstens die Beratungsqualität zu nachhaltigen und insbesondere klimaverträglichen Anlagen bei Banken zu erfassen, und zweitens zu bewerten, ob die als klimaverträglich beworbenen Kapitalanlagen tatsächlich eine nachhaltige Wirtschaft fördern», so Greenpeace in seiner Medienmitteilung vom 1. September 2021.

Das Fazit ist ernüchternd: Aus Sicht von Greenpeace belegt die Aktion, dass die Schweizer Finanzbranche bei nachhaltigen Anlagen mehrheitlich Greenwashing betreibt, die Beratungsqualität mangelhaft ist und somit ein klimaverträgliches Anlegen aktuell so gut wie unmöglich ist.

Insgesamt zehn Produkte wurden den Testerinnen und Testern bei den Beratungsgesprächen explizit als klimaverträglich empfohlen. Diese zehn Produkte liess Greenpeace anschliessend vom unabhängigen Beratungsunternehmen Nextra Consulting näher analysieren. Keines der zehn Produkte war im Verständnis von Greenpeace tatsächlich klimaverträglich. Ein Anlageprodukt ist für Greenpeace nur dann klimaverträglich, wenn… 

  1. …die Anlagekriterien, die für eine nachhaltige bzw. klimaverträgliche Ausrichtung sorgen sollen, für das gesamte Anlagevolumen gelten (und nicht nur für einen Teil der Titel).
  2. …die Anlagestrategie geeignet ist, das Fondsvolumen ausschliesslich in Investments zu lenken, die in Einklang mit den Pariser Zielen stehen.[1]

Ergebnisse für den ABS-Anlagefonds

Auch die ABS wurde bei der Mystery-Shopping-Aktion getestet, mit folgendem Ergebnis für den ABS-eigenen Anlagefonds (dem ABS Living Values – Balanced Fund): 

a) Erkenntnisse zur Beratungsqualität

Die Details zum Verlauf des Beratungsgespräches werden im Bericht für die einzelnen Banken nicht offengelegt. So können wir zum Beispiel nicht beurteilen, ob dem Thema aus Sicht des Testers oder der Testerin unaufgefordert, ausreichend und auf dem gewünschten Niveau Raum gegeben wurde. Der Greenpeace-Bericht beschränkt sich in Bezug auf die einzelnen Banken auf Aussagen darüber, ob das Anlageprodukt explizit als klimaverträglich empfohlen wurde oder nicht. Die Anlageberaterin oder der Anlageberater der ABS hat den Anlagefonds gemäss Feedback der Testperson nicht explizit als klimaverträglich beworben.[2] Dies wird im Bericht insofern positiv hervorgehoben, als keine falschen Versprechungen gemacht worden seien. 

Tatsächlich war die ABS bisher bei Versprechungen zur Klimaverträglichkeit des Anlagefonds zurückhaltend, weil wir den Fonds nur dann entsprechend bewerben möchten, wenn wir uns wissenschaftlich fundiert dazu äussern können. Erst mit dem neu erschienenen Nachhaltigkeitsbericht 2020 macht die ABS erstmalig die Aussage, dass der ABS-Anlagefonds 1.5-Grad-kompatibel ist. Im Jahr 2020 wurde die Messmethodik seitens der Rating-Agentur ISS ESG in Einklang mit den neuesten Entwicklungen internationaler Standards gebracht. Die Analyse seitens ISS ESG ergibt, dass der ABS-Anlagefonds - Stand Ende Dezember 2020 - mit dem Pariser Klimaabkommen 2015 konform ist und die Unternehmen, in die der Fonds investiert, dazu beitragen, dass die Erderwärmung von 1,5 Grad bis 2050 nicht überschritten wird. Der Nachhaltigkeitsbericht wurde erst Anfang September 2021 veröffentlicht - also nach der Mystery-Shopping-Aktion von Greenpeace. Im nächsten Schritt wird die ABS ihre Informationsmaterialien zum Fonds anpassen, die neuesten Erkenntnisse integrieren und diese auch in die Anlageberatung einfliessen lassen.

b) Erkenntnisse zum Produkt

Der Abschlussbericht zur Mystery-Shopping-Aktion kommt zum Urteil, dass die Anlagestrategie im Verständnis von Greenpeace keine Klimaverträglichkeit garantieren kann.


Wie verhält sich dieser Befund zur 1,5-Grad-Kompatibilität, die ISS ESG uns bestätigt und die wir im Nachhaltigkeitsbericht 2020 ausweisen? «Die Aussage, dass der ABS-Anlagefonds 1,5 Grad-kompatibel ist, ist aktuell noch eine Momentaufnahme - gültig für den Stichtag 31.12.2020», erklärt Bruno Sonderegger, Leiter des Asset Managements bei der ABS. Wir sind derzeit noch nicht in der Lage, die Investments so zu steuern, dass wir das Klimaziel zu jedem Zeitpunkt garantiert einhalten.»

Die ABS prüft derzeit, wie sie sich in diesem Punkt noch verbessern und diesem Anspruch genügen kann bei einem Anlageuniversum, das aufgrund der strengen Ausschlusskriterien der ABS ohnehin schon klein ist. Diese Kriterien umfassen neben Umwelt- und Klimazielen zum Beispiel auch soziale Themen und Kriterien rund um Unternehmensgovernance. Dieses umfassende Nachhaltigkeitsverständnis ist der ABS sehr wichtig. Bei einer ausschliesslichen Fokussierung auf den Klimaschutz als einziges Kriterium besteht die Gefahr, dass andere wichtige ökologische und soziale Themen auf der Strecke bleiben. 

Jeder Titel im ABS-Anlagefonds wird hinsichtlich dieser umfassenden Nachhaltigkeitskriterien analysiert. Diesen Teil des Anspruchs von Greenpeace an klimaverträgliche Anlagen löst die ABS also ein. Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass sich der ABS-Anlagefonds nicht plötzlich weit von der bereits erreichten 1,5-Grad-Kompatibiltät wegbewegen wird. Lediglich fundiert garantieren können wir dies aus methodischen Gründen nicht für jeden Zeitpunkt.

Einmal pro Jahr legen wir mit dem Nachhaltigkeitsbericht Rechenschaft über eben diese Entwicklungen ab. Darüber hinaus legt der Monatsbericht zum Anlagefonds generell wichtige Kontroversen rund um im Fonds enthaltene Titel offen - nicht nur in Bezug auf Klimaverträglichkeit, sondern alle ABS-Ausschlusskriterien betreffend (ein Beispiel hier).

Und schliesslich ist die ABS - gemäss aktuellem Wissensstand - auch die erste Schweizer Bank, die den CO2-Abdruck nicht nur für das Anlagegeschäft und zentrale Aspekte der betrieblichen Nachhaltigkeit ausweist, sondern auch für ihre Finanzierungen. Dies ist bisher ein blinder Fleck beim Thema Klimawirkung des Finanzsektors, obwohl Finanzierungen einen sehr direkten Einfluss auf die CO2-Emissionen haben. Dieser ganzheitliche Ansatz ist aus unserer Sicht absolut entscheidend für die Frage, ob der Finanzsektor die Klimaziele erreichen kann oder nicht. 

Kritische Würdigung der Greenpeace-Aktion

Die ABS begrüsst es sehr, dass Greenpeace, wie bereits mit dem kürzlich publizierten Bericht zur Kapitallenkungswirkung von nachhaltigen Anlagefonds, die Schweizer Banken immer wieder kritisch hinterfragt und herausfordert. Auch die Ziele der Aktion, die Beratungsqualität und die Produkte gleichermassen unter die Lupe zu nehmen, ist aus Sicht der ABS ein sinnvoller Ansatz. Der Wandel der Finanzbranche hängt wesentlich davon ab, ob Anlegerinnen und Anleger überhaupt in der Lage sind, informierte Entscheidungen zu treffen - und, ob die Produkte dann auch halten, was sie versprechen oder nur ein grosses Greenwashing im Gange ist.

Der Abschlussbericht gibt uns abermals gute Impulse, wo wir uns verbessern müssen und wo wir schon auf dem richtigen Weg sind. Verbessern möchten wir uns z. B. in der Qualität unserer Informationsmaterialien zum Anlagefonds, die aktuell noch zu wenig auf das Thema eingehen bzw. die neuesten Erkenntnisse zur Klimaverträglichkeit des Fonds noch nicht integrieren.  

Zu hinterfragen sind die in unserer Wahrnehmung teilweise widersprüchlichen oder unvollständigen Aussagen über die Methodik bei der Produktanalyse. Einerseits erklärt Greenpeace sowohl in der Medienmitteilung als auch im Bericht, dass nur diejenigen zehn Anlageprodukte näher untersucht wurden, die während der Beratungen explizit als klimaverträglich beworben wurden - womit zum Beispiel der ABS-Anlagefonds nicht Teil der genaueren Analyse war. Zugleich wird am Schluss des Berichtes über alle Anlageprodukte exakt dieselbe Aussage getroffen, nämlich dass die Anlagestrategie keine Klimaverträglichkeit garantiere.

Offensichtlich wurden also auch die nicht explizit empfohlenen Produkte in irgendeiner Form analysiert, aber der Greenpeace-Bericht lässt offen, durch wen und wie detailliert im Vergleich zu den zehn Produkten, die näher untersucht wurden. Welchen qualitativen Unterschied dann die vertiefte Analyse der zehn empfohlenen Produkte macht, bleibt völlig offen.

Generell bleiben die Informationen zu den einzelnen Produkten oberflächlich. Der Bericht gibt lediglich Auskunft darüber, ob der Fonds im Verständnis von Greenpeace Klimaverträglichkeit garantiert oder nicht - legt aber beispielsweise nicht offen, welches der oben zitierten Kriterien verletzt wird - und in welchem Umfang.

Aus Sicht der ABS ist dies ein Mangel an Transparenz und Detailanalyse, der dem formulierten Anspruch der Aktion Beratungsqualität und Produkte zu analysieren, nicht gerecht wird. Aus unserer Sicht nicht zielführend wäre, wenn Anlegerinnen und Anlegern aus der Aktion schlussfolgern, dass es sinnlos ist, sich um nachhaltige Geldanlagen zu bemühen, weil sowieso kein Produkt garantiert «für immer klimaverträglich» ist.  

Wichtig für Anlegerinnen und Anleger wäre in unserem Verständnis zu wissen: Welches Produkt erfüllt ein 1.5 Ziel aktuell? Und nach welcher unabhängigen Methode wurde das beurteilt?

Die Erläuterungen zu den Herausforderungen, aber auch den bereits erreichten Zielen beim ABS-Anlagefonds in dieser Stellungnahme zeigen beispielhaft auf, dass es sehr wohl grosse Unterschiede auf Produktebene gibt, selbst wenn letztlich alle getesteten Fonds nach Greenpeace-Standards das Urteil «garantiert keine Klimaverträglichkeit» erhalten. 

Weitere Informationen:
Kontakt

Anfragen via Medienstelle
Katrin Wohlwend
medien(at)abs.ch
T 062 206 16 64

[1] Abschlussbericht zur Mystery Shopping-Akton von Greenpeace Schweiz, S. 8: www.greenpeace.ch/de/publikation/72935/klima-mystery-shopping-bei-schweizer-banken/

[2] Abschlussbericht, S. 11 und S. 17