Warum es sie gibt, wer wieso wie viel zahlt oder nicht und wie sich damit Gesellschaft gestalten lässt.
Grundsätzlich etwas Gutes
Editorial von Simon Rindlisbacher, Co-Redaktionsleiter
«Ich zahle gern Steuern», eröffnete mir einmal ein guter Bekannter. Er habe sich bewusst entschieden, so zu denken, und ärgere sich nun nicht mehr, wenn zuerst die Steuererklärung und später die Steuerrechnungen ins Haus flatterten.
Das hat mich beeindruckt – und ich habe diese Haltung einfach übernommen: Auch ich zahle nun gern Steuern. Wenn ich die Steuererklärung ausfülle, versuche ich nicht, auf Teufel komm raus zu optimieren, und ich gebe die Steuerrechnung jeweils entspannt in mein Online-Banking ein.
Aber ich habe diese Haltung nicht nur deshalb angenommen, weil ich mich damit im Leben etwas weniger ärgere. Nein, ich finde eigentlich, dass Steuern grundsätzlich etwas Gutes sind. Immerhin wird damit vieles finanziert, von dem ich regelmässig profitiere: Der öffentliche Verkehr, die Schule meiner Kinder, die Polizei, die für meine Sicherheit sorgt – irgendjemand muss das ja zahlen. Dabei stört es mich auch nicht, dass ich allenfalls zu einem höheren Steuersatz besteuert werde als Menschen, die weniger verdienen als ich. Nur weil mein Lohn höher ist, brauche ich für meinen Grundbedarf ja nicht mehr Geld.
Da teile ich via Staat auch gern einen Teil davon mit anderen. Natürlich: Ich sage das als jemand, der bis jetzt immer genügend auf der Seite hatte, um die Steuerrechnung auch zu begleichen. Ebenso weiss ich, dass mit Steuergeldern manches finanziert wird, das ich nicht gut finde. Aber in unserer Demokratie zählen eben nicht nur meine Interessen, sondern auch die vieler anderer. Und wofür der Staat Geld ausgibt, das wird gemeinsam ausgehandelt – genauso, wie wer diese Ausgaben mit wie viel Steuergeld mittragen soll.
Wobei – «gemeinsam ausgehandelt» entspricht wohl nicht ganz der Realität. Wie diese moneta zeigt, zahlen gerade besonders reiche Menschen oftmals nicht gern Steuern. Sie behalten den grossen Teil ihres Geldes lieber für sich. Das Steuersystem hält dem zwar entgegen, aber nur bedingt. Der Grund: Offenbar kennt, «wer hat» – egal, ob Privatperson oder Unternehmen –, auch Möglichkeiten, das Steuersystem zum eigenen Vorteil mitzugestalten oder sich dem Fiskus zu entziehen. Irgendwie ungerecht, oder?
Grundsätzlich könnte das Steuersystem nämlich ein gutes Instrument sein, um unsere Gesellschaft zu gestalten, sie gerechter und nachhaltiger zu machen. Genau dieses Potenzial des Systems will diese moneta ausloten und seine Funktionsweise zumindest teilweise entschlüsseln. Auf dass wir alle ein bisschen lieber Steuern zahlen – vielleicht.
Zur kompletten Ausgabe der moneta «Steuern» geht es hier.
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moneta erscheint viermal jährlich auf Deutsch und Französisch, als Print- und Online-Magazin. Es wird von der Alternativen Bank Schweiz (ABS) herausgegeben und von einer unabhängigen Redaktion betreut.
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