Warum steigen die Gesundheitskosten in der Schweiz? Welche Folgen hat diese Entwicklung? Und wie lassen sich die Kosten dämpfen?

Es ist komplex
Editorial von Simon Rindlisbacher, Co-Redaktionsleiter
«Gut situierte Bevölkerungsschichten treten gegenüber Gesundheitsfachleuten als Kundinnen auf.» Über diese Aussage stolperte ich bei meinen Vorrecherchen für diese moneta – und ich fühlte mich ertappt. Sie stammt aus einem Positionspapier der SP Schweiz, in dem die Partei Wettbewerb und Privatisierung im Schweizer Gesundheitswesen anprangert und sich für ein starkes öffentliches Gesundheitswesen ausspricht. Ertappt fühlte ich mich, weil ich erst vor Kurzem meinen Hausarzt aufgesucht hatte, für einen kleinen Eingriff – zugegebenermassen eher kosmetischer Natur. Was ich behandelt haben wollte, war weder gesundheitsgefährdend noch einschränkend. Das wusste ich eigentlich schon. Trotzdem fand ich die Sache wichtig. Mein Hausarzt würde sich ihrer sicher annehmen. Denkste! Er schaute sich alles genau an und meinte dann zu meiner Enttäuschung, ein Eingriff sei nicht angezeigt und könnte aus kosmetischer Sicht sogar kontraproduktiv sein. Ich zog von dannen, durchaus ein bisschen beleidigt, dass mir mein Wunsch nicht erfüllt worden war.
Mit dem Wissen zu Gesundheit und Geld, das ich mir durch die Arbeit für diese moneta angeeignet habe, muss ich meinem Hausarzt rückblickend ein Kränzchen winden: Indem er mir meinen Wunsch ausschlug, zeigte er Haltung und verhinderte eine Überbehandlung. Auf diese Weise ersparte er nicht nur mir, sondern vor allem auch dem Gesundheitssystem unnötige Kosten– zumindest ein klein wenig. Ich hingegen verhielt mich nicht wie ein Patient, sondern wie ein Kunde, der gerne König gewesen wäre.
In der Schweiz steigen die Kosten für die Gesundheit seit Jahren konstant und damit auch die Prämien der Grundversicherung. In der moneta-Redaktion haben wir uns gefragt, woran das liegt. Unsere Annahme war: Schuld für den Anstieg ist die Kommerzialisierung des Gesundheitswesens. Oder anders gesagt, dass im Gesundheitswesen das Geld beziehungsweise die Profitmaximierung eine immer wichtigere Rolle spielt - mit der Folge, dass Patientinnen und Patienten zu Kundinnen und Kunden werden, denen man möglichst profitable Gesundheitsdienstleistungen verkauft, teilweise unabhängig vom Nutzen. Natürlich sind wir uns auch bewusst, dass die Leistung des Gesundheitswesens in der Schweiz gut ist, sehr gut sogar, und gemäss Umfragen viele damit zufrieden sind. Nur eben: die Kosten!
Diese moneta zeigt, dass wir mit unserer Annahme nicht ganz danebenlagen, aber auch, welche weiteren Gründe für den Kostenanstieg verantwortlich sind. Und sie befasst sich mit den Folgen des Kostenanstiegs, gerade auch für Menschen, die nicht viel haben, und stellt kostendämpfende Ansätze vor. Um eines vorwegzunehmen: Es ist komplex!
Zur kompletten Ausgabe der moneta «Geld und Gesundheit» geht es hier.
Über moneta
Um die Grundsätze des wertebasierten Bankgeschäfts bekannt zu machen, gibt die Alternative Bank Schweiz ein unabhängiges Publikumsorgan heraus: moneta, das Magazin für Geld und Geist.
moneta erscheint viermal jährlich auf Deutsch und Französisch, als Print- und Online-Magazin. Es wird von der Alternativen Bank Schweiz (ABS) herausgegeben und von einer unabhängigen Redaktion betreut.
Die Beiträge geben nicht notwendig die Haltung der ABS wieder, ausser in den «Beiträgen der ABS» oder in speziell markierten Kommentarboxen unter den journalistischen Beiträgen.
moneta spürt Phänomene des Geldkreislaufes auf und fokussiert auf die Wirkung des Geldes in Wirtschaft und Gesellschaft. Das Magazin vermittelt neue, menschen- und umweltfreundliche Wirtschaftsformen und versteht sich als Forum für alternative Ideen und Projekte. moneta nimmt auch Stellung zu finanz- und wirtschaftspolitischen Fragen und zeigt wirtschaftliche Zusammenhänge auf.
Alle Ausgaben der «moneta» seit dem Jahr 2015 finden Sie hier.
Die moneta abonnieren können Sie hier.
Mehr über die moneta-Redaktion erfahren Sie hier.