Illustration: artischock.net
Anlässlich des ABS-WWF-Summit vom 26. Februar 2020 in Bern haben die ABS und der WWF gemeinsam mit Repräsentantinnen und Repräsentanten des Klimastreiks dieses Zukunftsbild 2030 für den Bankenplatz Schweiz erarbeitet.
Der Bankenplatz Schweiz ist im Jahr 2030 klimagerecht geworden. Als erster Bankenplatz weltweit konnte er die Nettoemissionen aller Finanzflüsse auf null senken. Dieser Wandel wurde möglich, weil verschiedene Schlüsselakteure ihre Verantwortung für Klimagerechtig-keit übernommen haben: Banken und Finanzdienstleistern sowie deren Eigentümerinnen und Eigentümer, die privaten und institutionellen Bankkundinnen und -kunden, die Politik und der Regulator sowie das Bildungswesen.
Der Beitrag der Banken und anderer Finanzdienstleister sowie deren Eigentümerinnen und Eigentümer
Heute ist es unter den Banken und Finanzdienstleistern in der Schweiz unbestritten, dass sie entscheidend zu einer klimagerechten Wirtschaft und Gesellschaft beitragen können und müssen. Angeführt von ihrem Verband hat die ganze Branche die Lösungen entwickelt, die dafür nötig sind. Dabei geht es den Banken und Finanzdienstleistern nicht nur darum, Klimarisiken abzuschwächen, die den Wertbestand von Geldanlagen bedrohen. Angeführt vom Branchenverband haben sie Klimagerechtigkeit fest in ihren Geschäftsmodellen verankert.
Mit wissenschaftlich basierten Vorgaben und Richtlinien bestimmen alle hiesigen Banken und Finanzdienstleister standardmässig die Klimaverträglichkeit der gesamten Geschäftstätigkeit. Die gewonnenen Daten legen sie offen, um ihren Anspruchsgruppen zu zeigen, dass sie nicht nur von Klimagerechtigkeit sprechen, sondern diese auch leben. Zudem bilden diese Daten die Grundlage, um den CO2-Fussabdruck und die Klimaverträglichkeit zu verwalten und die Geschäftstätigkeit der Banken und Finanzdienstleister auf klimagerechte Geschäfte auszurichten: Sektoren, Unternehmen, Projekte und Aktivitäten, die zu einer klimagerechten, zukunftsfähigen Wirtschaft und Gesellschaft beitragen, fördern die Banken und Finanzdienstleister heute bewusst. Sie investieren dabei mutig in grosse, aber auch in kleine sowie unkonventionelle Pionierlösungen.
Umweltschädliche Investitionen stehen nicht mehr zur Diskussion. Unternehmen, Projekte und Aktivitäten, die klimagerecht werden wollen, werden von den Banken und Finanzdienstleistern in ihrer Transformation begleitet. Wer sich nicht verbindlich auf einen solchen Transformationsprozess einlässt, wird von der Finanzierungs- und Anlagetätigkeit ausgeschlossen.
Die Führungskader und Mitarbeitenden der Banken verstehen den Zusammenhang zwischen der Geschäftstätigkeit der Banken und den Chancen und Risiken, welche der Klimawandel für Mensch, Umwelt und Wirtschaft mit sich bringt. Sie tragen die Verantwortung der Banken und Finanzdienstleister für das Klima mit und sind bei diesem Thema auch kompetente Ansprechpartnerinnen und -partner für die Kundschaft und alle weiteren Anspruchsgruppen. Im Umgang mit den Mitarbeitenden setzen Banken und Finanzdienstleister auf ganzheitliche Anreizsysteme: Belohnt wird, wer sich für Klimagerechtigkeit einsetzt.
Getragen werden die Banken und Finanzdienstleister heute von Eigentümerinnen und Eigentümern, die von den Banken und Finanzdienstleistern klimagerechtes Verhalten fordern und deren Leistung nicht ausschliesslich am Profit messen. Entscheidend ist für sie, der Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und einer klimagerechten Welt.
Der Beitrag von institutionellen und privaten Bankkundinnen und -kunden
Als verantwortungsbewusste Konsumentinnen und Konsumenten ist sowohl institutionellen, als auch private Kundinnen und Kunden die Wirkung ihres Kapitals wichtig. Sie fordern von ihren Banken und Finanzdienstleistern, dass diese Klimagerechtigkeit leben. Sie erwarten klimagerechte Finanzdienstleistungen und sind bereit, sich an den Kosten zu beteiligen, welche solche Dienstleistungen mit sich bringen.
Institutionelle Kunden, insbesondere Vorsorgeeinrichtungen, Stiftungen und Unternehmen, verstehen sich als Partner der Banken im Einsatz für Klimagerechtigkeit. Sie helfen mit, neue Anlage- und Finanzierungslösungen zu entwickeln und die Richtlinien der Banken zu schärfen.
Der Beitrag der Politik, des Regulators und der Nationalbank
Die Politik versteht heute Klimagerechtigkeit als gemeinsamen Auftrag, unabhängig von der politischen Couleur. Sie verpflichtet Banken und Finanzdienstleister gesetzlich zu einem klimagerechten Geschäftsmodell: Diese müssen die Klimarisiken und Klimaauswirkungen von Finanzprodukten und -dienstleistungen anhand wissenschaftlich fundierter Standards und Richtlinien messen, offenlegen und verwalten. Ebenso zur treuhänderischen Pflicht gehört es, sowohl die Klimarisiken als auch die klimabezogenen Auswirkungen ganzheitlich zu berücksichtigen. Schliesslich sind Banken und Finanzdienstleister dazu angehalten, die Finanzflüsse von klimaschädlichen Unternehmen, Projekten und Aktivitäten fernzuhalten und hin zu klimagerechten zu lenken. Gesetzlich ist es heute möglich, dass Banken auch neue und unkonventionelle Projekte unterstützen, wenn diese entscheidend zu mehr Klimagerechtigkeit beitragen.
Neben der Politik anerkennen heute auch der Regulator und die Nationalbank, dass Klimagerechtigkeit zum Auftrag des Bankenplatzes Schweiz gehört. Sie sehen Klimarisiken als materielle Risiken für den gesamten Finanzplatz und die Wirtschaft als Ganzes. Entsprechend haben sie Regelwerke erlassen, die von den Banken und Finanzdienstleister Klimagerechtigkeit einfordern und setzen die Vorgaben daraus auch durch.
Sowohl die Regulatoren als auch die Politik tragen die neuen Prinzipien und Konzepte in die Welt. Sie engagieren sich dafür, dass weitere Bankenplätze dem Beispiel der Schweiz folgen.
Der Beitrag des Bildungswesens
Die Zusammenhänge zwischen Geldflüssen, Banken und der Klimakrise ist heute Standardthema im Bildungswesen - angefangen in der Grundschule über die Aus- und Weiterbildung von Bankangestellten bis hin zu den Wirtschaftswissenschaften.
Mitarbeitende von Banken und Finanzdienstleister lernen in ihrer Aus- und Weiterbildung Kundinnen und Kunden bezüglich ökologischer und klimabezogener Kriterien zu beraten und klimagerechte Spar-, Anlage-, und Finanzierungslösungen zu entwickeln.
In den Lehrplänen der Wirtschaftswissenschaften ist die Verantwortung der Finanzwirtschaft für die Klimagerechtigkeit ein zentrales Thema. Die Studierenden lernen, ein Finanzinstitut so zu führen, dass dabei den Auswirkungen der Geschäftstätigkeit auf Gesellschaft und Umwelt angemessen Rechnung getragen wird. So ist eine Generation von jungen Führungskräften herangewachsen, für die es selbstverständlich ist, dass Banken und andere Finanzdienstleister ihre Verantwortung für die Klimagerechtigkeit wahrnehmen.