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Anders als Andere.

Wie gelingt der Wandel hin zu einem umweltverträglichen Wirtschaftssystem?

Illustration: Claudine Etter

Wie geht es ohne Wachstum?

Editorial von Katharina Wehrli, Redaktionsleiterin

Grenzenloses Wachstum ist in einer begrenzten Welt nicht möglich. Der Satz beschäftigt mich, seit ich ihn zum ersten Mal gehört habe. Er benennt klar eine Wahrheit, die offenbar schwer zu akzeptieren ist. Ewiges Wirtschaftswachstum, eine gren­zenlose Ausweitung der produzierten Güter und Dienstleistungen, ist nicht möglich, weil die dafür nötigen Ressourcen Boden, Wasser, Öl, Gas, Holz, Metalle, Sand und weitere Rohstoffe, aus denen wir unsere Waren herstellen und die letztlich auch die Basis von Dienstleistungen bilden, begrenzt sind. Der Bericht «Grenzen des Wachstums» des Club of Rome machte zwar 1972 einer weltweiten Öffentlichkeit bewusst, wie katastrophal die langfristigen Folgen eines ungebremsten Wachstums für Mensch und Umwelt sein würden. Doch an der wirtschaftspolitischen Prämisse, dass ein stetiges Wachstum des Bruttoinlandprodukts nötig sei, änderte sich nichts. Nach wie vor ist es ein erklärtes Ziel fast aller Länder (auch der reichsten wie der Schweiz), dass ihre Volkswirtschaft weiterwachsen soll.

In den letzten Jahren formierten sich in mehreren Ländern Postwachstumsbewegungen. Sie stützen sich auf eine zunehmende Zahl wissenschaftlicher Studien, die zerstörerische Wachstumsfolgen aufzeigen, und fordern eine Wirtschaft, die nicht mehr wächst und in der ressourcenintensive Branchen schrumpfen. Politisches Gehör fanden sie bislang kaum. Doch heute, nach dem Hitze- und Dürre­sommer 2022, und in einer Welt, in der wegen der Pandemie und des russischen Angriffskriegs in der Ukraine die Verteilung von Rohstoffen und Produkten nicht mehr richtig funktioniert, ist offensichtlich, dass lebensnotwendige Ressourcen wie Wasser, Strom oder Gas plötzlich knapp werden können. Auch in reichen Ländern werden nun Verteilungsfragen akut: Wer darf wie viel Energie verbrauchen, wer muss sparen? Das führt fast automatisch zur Frage: Können wir anders wirtschaften und weniger Rohstoffe brauchen? Geht es auch ohne Wachstum? Wie können wir Sozialwerke und alle anderen staatlichen Aufgaben ohne Wirtschaftswachstum finanzieren? Wie erreichen wir eine nachhaltige und gerechte Postwachstumsökonomie?

Schwierige und drängende Fragen. Die Diskussion muss jetzt von allen und mit allen geführt werden. Ich hoffe, Sie finden in dieser moneta einige inspirierende Gedanken dazu.

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