Er war Immobilienspezialist, Kunstförderer, Pionier der Selbstverwaltung und grüner Finanzspezialist – und als solcher auch gefragt, als es vor 35 Jahren darum ging, die Alternative Bank Schweiz zu gründen und aufzubauen. «War», denn Günther Ketterer ist Ende November kurz vor seinem 75. Geburtstag gestorben.
Eine Demokratie in der Wirtschaft, die ihren Namen verdient, das war eines der Herzensanliegen von Günther Ketterer. Was das konkret bedeutete, zeigte sich besonders in Bern, wo es ihn 1976 nach einem Studium an der Hochschule Sankt Gallen hinzog: In der Hauptstadt gehörte er zu den Mitgründern der Genossenschaftsbeiz Kukuz oder des Basisdrucks, einer selbstverwalteten Druckerei. Zudem arbeitete er im Weltladen mit und engagierte sich in der Wogeno Bern dafür, Liegenschaften der Spekulation zu entziehen. Später realisierte er mit der npg AG für nachhaltiges Bauen die autofreie Siedlung Burgunder und war massgeblich daran beteiligt, dass aus einem Schulgebäude in der Innenstadt ein lebendiges Kulturzentrum wurde.
Günther Ketterer wirkte nicht nur in Bern, sondern engagierte sich auch im schweizweit tätigen Netzwerk für Selbstverwaltung. Und ab 1987 gehörte der Finanzspezialist, der sich inzwischen zum Treuhänder hatte ausbilden lassen, zum Sekretariat des Trägerschaftsvereins für eine alternative Bank in der Schweiz. Das Ziel dieses Vereins war es, Geld zu beschaffen für die Gründung einer Bank, die zu den selbstverwalteten Betrieben in der Schweiz passt. Eine Bank also, die den Menschen vor den Profit stellt, keine Hand für Steuerhinterziehung bietet und auf Boni-Exzesse verzichtet. Als diese Bank – die Alternative Bank ABS – 1990 tatsächlich aus der Taufe gehoben wurde, hatte Günther Ketterer seinen Anteil an diesem Erfolg. Hans Peter Vieli, Mitgründer der selbstverwalteten Druckerei Ropress in Zürich und einer der Initianten der neuen Bank, erinnert sich: «Ich war froh, Günther mit seiner Fantasie und seinem Wissen als Treuhänder dabei zu haben.» Er sei ein Visionär, aber auch ein Macher gewesen. Er habe Räume geschaffen und Menschen miteinander vernetzt. Ähnlich erlebte ihn auch Etienne Bonvin, der seit 2000 in der Geschäftsleitung der Alternativen Bank Schweiz ist: «Günther war ein Visionär mit klaren Vorstellungen. Diese teilte er auch, aber immer auf eine diplomatische Art und Weise, ohne anzuecken.» Trotzdem habe man ihm immer zugehört.
Nach der Gründung der Bank wirkte Günther Ketterer 16 lange Jahre als Verwaltungsrat mit. In seiner langen Amtsperiode prägte er die ABS weiter und half die Grundlagen zu schaffen für die Alternative Bank Schweiz von heute: eine echte Alternative, eine Pionierin für nachhaltiges Finanzwesen, ein Vorbild, das (allen anfänglichen Unkenrufen zum Trotz) auch wirtschaftlich bestens funktioniert. Die Feier zum 35-Jahr-Jubiläum der Bank im nächsten Jahr wird Günther Ketterer nicht mehr erleben. Am 21. November ist er mit knapp 75 Jahren einem Krebsleiden erlegen. Das heutige Team der ABS hätte gerne mit ihm auf die vergangenen Jahrzehnte angestossen und sagt nun auf diesem Weg: «Danke, Günther.»